HygieIa Logo

Modellprojekt Potsdamer Schlössernacht

Mit insgesamt über 21.000 Besucher:innen an dem Veranstaltungswochenende war die traditionelle Potsdamer Schlössernacht am 20.08.2021 und 21.08.2021 nach coronabedingter Pause ein großer Erfolg für Veranstalter:innen und Besuchende. Die Veranstaltung ist dabei in Bezug auf Fläche und Anzahl der Besucher:innen eines der größten Modellprojekte in Deutschland. Der Modellcharakter ist in Zusammenarbeit mit der Stadt Potsdam und dem Land Brandenburg erstellt worden und bezieht sich auf die Anzahl der Besuchenden je Tag, die Maßgaben aus dem Hygienekonzept und die Nutzung der Corona Warn-App als obligatorische Voraussetzung zur Teilnahme an der Veranstaltung. Das Robert-Koch-Institut und das Forschungsprojekt Hygieia waren die begleitenden wissenschaftlichen Partner des Modellprojekts. Das vom Institut für angewandte Forschung (IFAF) geförderte Projekt Hygieia der beiden Berliner Hochschulen, Alice Salomon und Berliner Hochschule für Technik, erforscht seit April Anwendung und Folgen von Hygienekonzepten und Infektionsschutz in der Veranstaltungsbranche. Im Rahmen der begleitenden Untersuchung konnten durch Beobachtung vor Ort und eine Umfrage unter den Besucher:innen wichtige Erkenntnisse zur Umsetzung und Akzeptanz von Corona Maßnahmen gewonnen worden. 

Potsdamer Schlössernacht 2021. Die französische Company Quiedams mit ihrer Performance „Totems“. Riesige Silhouetten bewegen sich geräuschlos zwischen den Zuschauern © HygieiaHohe Akzeptanz der Corona-Warn-App und der Hygienemaßnahmen

Lediglich etwas mehr als ein Drittel der Antwortenden (34 %) gaben (Ende August) an, die Corona-Warn-App lediglich einmalig für das Event installiert zu haben. Die Mehrheit (54 %) nutzt sie von Anfang an und 12 % in diesem Jahr (2021).  Dabei ist die Akzeptanz groß. Jeder vierte Antwortende findet es akzeptabel, die Corona-Warn-App zu installieren, um Veranstaltungen besuchen zu können. Rund Dreiviertel der Antwortenden würden sogar positive Test-Ergebnisse über die App teilen. Die Hygienemaßnahmen gaben der Mehrheit der Antwortenden (59 %) ein Gefühl von Sicherheit. Doch muss beachtet werden, dass immerhin knapp ein Viertel (24 %) die Frage mit „Nein“ beantwortet haben. Diese Zahlen decken sich in etwa mit der allgemeineren Frage zum Sicherheitsgefühl in Bezug auf das Ansteckungsrisiko durch Covid-19. 3 % der Antwortenden geben ein sehr schlechtes Sicherheitsgefühl an. 9 % bewerten dieses als „schlecht“ und 34 % als „okay“. Der gleiche Anteil bewertet auch die Umsetzung der Hygienemaßnahmen als „okay“ bzw. „schlecht“ (12 %) oder sehr schlecht (3 %).  


Verhalten vor Ort
Um nicht nur Befragungsergebnisse auszuwerten, sind stichprobenartig an beiden Tage die Besucher:innen und die Beschäftigten durch Studienassistenten:innen beobachtet worden. Diese konnten einige Verstöße feststellen. Die absolute Anzahl der Verstöße nimmt mit der Besucher:innenanzahl zu. Sie ist nicht abhängig vom Veranstaltungsverlauf (tagsüber oder abends) oder vom Programm. Abhängigkeiten zu den Programmorten oder Programmarten können nicht festgestellt werden. Dies gilt bei Verstößen gegen die Abstandsregeln sowie beim Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung. Die Vermutung, dass sich die Besucher:innen durch die Art des Programms oder während einer mehrstündigen Veranstaltung zunehmend weniger an Regeln halten, kann damit als falsch bestätigt werden.


Umsetzung des Hygienekonzepts
Die Umsetzung des Hygienekonzeptes ist bei der Potsdamer Schlössernacht in wesentlichen Teilen über die gesamte Zeitdauer der Veranstaltung möglich gewesen. Besucher:innen haben sich auf dieser Open Air Veranstaltung immer dann regelkonform verhalten, wenn dies deutlich und klar vermittelt wurde. Eine höhere Anzahl von Verstößen konnte nur dort festgestellt werden, wo die Verantwortungsbereiche unklar waren. Die Verantwortungsbereiche sind daher gerade beim Catering auf Open Air Veranstaltungen mit mehreren Tausend Besucher:innen klar zu definieren. Die Anzahl von Verstößen durch Besucher:innen beim Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung oder Abstandhalten belegt, dass diese Maßnahmen bei Open Air Veranstaltungen mit Zugang nach 3G nicht selbstverständlich sind, und nicht nur durch passive Informationsmöglichkeiten (Schilder, Aufsteller) sondern insbesondere durch aktive Ansprache durch Beschäftigte und Beteiligte vermittelt werden müssen.


Bewertung der Maßnahmen durch die Besucher:innen
Die Schutz- und Hygienemaßnahmen während der Veranstaltung beurteilten die meisten Umfrageteilnehmer:innen positiv („okay“ bis „sehr gut“): 88 % fühlten sich sicher, 85 % beurteilen die Umsetzung der Hygienemaßnahmen positiv. Genauso viele (87 %) würden unter den gleichen Voraussetzungen (personalisiertes Ticket, Corona-Warn-App plus Nachweis für Impfung, Test, Genesung) wieder eine Kulturveranstaltung besuchen. Vier von fünf Teilnehmer:innen empfanden das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung an allen Orten, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden konnte, als überhaupt nicht oder nur wenig störend. 84 % der Befragten finden Hygieneregeln bei Open-Air-Veranstaltungen sinnvoll.
Die Veröffentlichung der kompletten Untersuchungsergebnisse erfolgt in Kürze in Fachmedien.